Festakt: Freundschaft zwischen Herleshausen und Cléder besteht seit 60 Jahren
VON EMILY HARTMANN
Symbolträchtig: Zur Feier der 60-jährigen Freundschaft wurde ein Ruder übergeben. Denn: Soll ein Rudertrip gelingen, müssen beide Seiten gleichermaßen und beständig arbeiten. Von links zu sehen sind Cléders Bürgermeister Jean Noël Edern, Wilhelm-Ernst Kühn und Marie Claude Herry, die beiden Vorsitzenden der Partnerschaftsvereine. Foto: privat/nh
Nesselröden – In den entscheidenden Momenten ging es in Europa seit den 1960er-Jahren nur voran, wenn dahinter eine deutsch-französische Initiative stand: Das Europäische Parlament etwa wurde aufgewertet – inklusive der Direktwahl der Abgeordneten –, der Binnenmarkt wurde geschaffen, kurz darauf die gemeinsame Währung. Unterfüttert und stabilisiert wurde und wird dieser „europäische Motor“ durch ein dichtes Netz aus deutsch-französischen Vereinigungen und Partnerschaften, aus ungezählten persönlichen Bekannt- und Freundschaften.
Ausdruck der immer besser werdenden Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich war im Jahr 1963 der Élysée-Vertrag. Etwa zeitgleich, im Jahr 1964, begannen sich Herleshausen und das französische Cléder, eine Gemeinde im Departement Finistère in der Region Bretagne, vorsichtig anzunähern. Zum Osterfest des Jahres 1964 wurde die erste Delegation aus der am Ärmelkanal gelegenen Gemeinde in den elf Südringgau-Gemeinden empfangen. 60 Jahre lang wuchs und gedieh die Freundschaft daraufhin; über sechs Jahrzehnte lang wurden gemeinsam unvergessliche Erinnerungen geschaffen; gegenseitiges Vertrauen und Verlässlichkeit manifestiert.
Für den Freundschaftsbund Herleshausen – Cléder, zu dem später auch Lauchröden (Thüringen) hinzustieß, und in Cléder für das „Comité de Jumelage“ blieb diese Beziehung über 60 Jahre lang zentral und wurde auf beiden Seiten mit Liebe gepflegt. Würdig zelebriert wurde dieser wahrlich außergewöhnliche Bund nun am vergangenen Wochenende: Höhepunkt war ein Festakt am Samstagabend im Dorfgemeinschaftshaus von Nesselröden. Dem Vorsitzenden des Freundschaftsbundes, Wilhelm-Ernst Kühn, oblag die herzliche Begrüßung der insgesamt 36 französischen Gäste. Mitglieder der Herleshäuser Gastfamilien, die seit vielen Jahren die Franzosen, die zu Freunden wurden, beherbergen, Vertreter des Freundschaftsbundes und Ehrengäste bevölkerten den Saal.
Die passenden Worte für die Bedeutung dieser Freundschaft fanden Anette Wetterau als Vertreterin der politischen Gemeinde Herleshausen, die designierte Bürgermeisterin Carolin Gisselmann, Manfred Kraus als Vorsitzender der Gemeindevertretung Herleshausens, Friedel Lenze, Erster Beigeordneter des Werra-Meißner-Kreises und André Rennert vom Ortschaftsrat Lauchröden. Zur Delegation aus Cléder gehörten Marie Claude Herry, Präsidentin des Comité de Jumelage, und der neu gewählte Bürgermeister der bretonischen Gemeinde, Jean Noël Edern. Eine tragende Rolle kam am Abend Madame Annie Kermarec zu – sie übersetzte jedes noch so umfangreiche Grußwort mit gleichbleibendem Elan.
„Besonders bewegend“, sagte Dr. Michael Neitzel für den Freundschaftsbund, sei das gegen- seitige Versprechen, dass die Partnerschaft – trotz ihres mittlerweile fortgeschrittenen Alters – weiter sorgsam gepflegt werden solle. „Die gewachsene Freundschaft ist aus der Verantwortung der Gemeinde in die Familien getragen worden“, sagt Dr. Michael Neitzel glücklich. Regelmäßige Kontakte und äußerst herzliche, ja familiäre Beziehungen zwischen den Menschen der Partnerorte haben die Freundschaft im Sinne der Gründungsväter gefestigt. Besuche und Aufenthalte von Erwachsenen, Schülern, Sportgruppen, Musikern und Chorsängern schafften und schaffen die Voraussetzung für eine lebendige Partnerschaft – ein Motor auch nach sechs Jahrzehnten.
Hintergrund: Herleshäuser Kirmes mit französischer Beteiligung
Der Besuch der 36 Freunde aus Herleshausens französischer Partnergemeinde Cléder am vergangenen Wochenende [17.-19.08.] stand selbstverständlich im Zeichen der Kirmes: So beteiligten sich die Gäste nicht nur fantasievoll kostümiert am Kirmesumzug (défilé) – die jüngst zu Ende gegangenen Olympischen Spiele in Paris gaben die Steilvorlage – sondern auch am Kirmesgottesdienst auf dem Festplatz zum Thema „Freundschaft“. „Amitié“ – das musste noch nicht einmal übersetzt werden; die Worte der Pfarrerin Katrin Klöpfel zur musikalischen Begleitung des Posaunenchors gingen jeder Nationalität ans Herz.
Den gestrigen Montag nutzten die französischen Gäste noch einmal für Ausflüge etwa auf die Wartburg oder nach Eisenach; für kurze Wanderungen, Shoppingtouren – und natürlich dazu, am Abend emotional Abschied zu nehmen von den Gastfamilien. „Der Tradition entsprechend spricht die Delegation, die Abschied nimmt, die herzliche Einladung zum Gegenbesuch im Folgejahr aus“, erklärt Dr. Michael Neitzel. Selbstverständlich sei das geschehen – die Freundschaft, so viel steht fest, lebt weiter.
Pünktlich wie angekündigt um 19:00 Uhr ließ Jean Marc Bellec, der schon seit vielen Jahren die Gäste nach Deutschland und wieder zurückbringt, am Freitag (18.09.) in Höhe der Burgkirche „St. Bartholomäus“ die Fanfare seines Busses (gefühlt endlos!) durch den Ort erschallen. Endlich sind sie da und man konnte sich auf dem Place de Cléder wieder herzlich in die Arme nehmen. Nachdem die Gäste den Gastgebern „zugeteilt“ waren (Bild 3) – die meisten kannten sich ohnehin schon – ließ man sich im Gemeinschaftshaus das (traditionelle!) kühle Getränkt und die köstliche Thüringer Bratwurst schmecken, um danach direkt den Klängen der Blasmusik zu folgen und sich am Anger unter das „Kirmes-Volk“ zu mischen. Es wurde aber nicht zu spät „Feierabend“ gemacht, denn die zwei Reisetage (mit Übernachtung und Stadtbesichtigung in Maastricht/NL) forderten ihren Tribut.
Der Freundschaftsbund wird in den kommenden Ausgaben dieser Wochenzeitung mit weiteren bebilderten „Impressionen“ über die Veranstaltungen zum 60. Geburtstag berichten.
Kirmesbilder: Wer sich schon mal viele professionelle Fotos vom Kirmesumzug, aufgenommen von Achim Wilutzky, ansehen möchte, hat hierzu die Möglichkeit über folgenden LINK: http://herles1000.de/sportlicher-Festzug/ Es lohnt sich, denn die kleinen Fotos in der unteren Galerie lassen sich durch Anklicken auf fünf folgenden Seiten (!) vergrößern. H.S.
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